Freitag, 29. Mai 2015

Von Nordwestkanada an die Grenze Alaskas

Endlich komme ich dazu, unseren Blog zu erneuern. Unterdessen ist es Samstag, 7. Juni 2015 und wir sind bereits in Skagway, Alaska angekommen. Doch der Reieh nach......

Inside-Passage

Bereits im Dezember letzten Jahres haben wir die Überfahrt von Port Hardy (Vancouver Island) nach Prince Puppert (Kanada Festland) gebucht, da diese Seereise in den Sommermonaten sehr begehrt ist. Nach einer Stippvisite im kleinen und unspektakulären Städtchen Port Hardy reihen wir uns in die Warteschlange vor unserem Schiff, der "Northern Adventure" ein. Bei solchen Gelegenheiten werden wir praktisch immer auf unsere Herkunft und auf unser Auto angesprochen. Markus gibt ja bekannterweise immer gerne Auskunft über unsere Reise. Hier im Westen Kanadas trifft man auch viele Schweizer und Deutsche auf Reisen, die sich natürlich auch wundern, wie ein Auto mit einem Schweizer Nummernschild hierher kommt. 
die richtigen Bären kommen noch...

Beim Check-in:


Unser Schiff, die Northern Adventure, 2009 in Deutschland gebaut
Wir stehen an am Terminal








Ankunft in Prince Ruppert


Im Schiffsbauch


Das Wetter ist uns sogar auf der Überfahrt hold, was offenbar eher die Ausnahme ist. Leider entpuppt sich das erwartete bediente Restaurant, in welchem wir gerne ein gediegenes Nachtessen genossen hätten, als Selbstbedienungsrestaurant mit dem üblichem Fastfood. Für fast 30 Dollar könnte man einen Liter offenen Rotwein unbekannter Herkunft erstehen, da holen wir lieber eine Flasche aus den eigenen Beständen aus dem Wohnmobil. Die Landschaft, durch welche wir fahren entschädigt aber für alles Übel, auch für die mehrmaligen Lautsprecherdurchsagen in der Kabine während der Nacht- Informationen über die diversen Zwischenstopps- so dass wir ziemlich gerädert sind am nächsten Morgen. Bereits beim Morgenessen beobachten wir mehrere Delphine am Schiff vorbeiziehen, und wir geniessen den Anblick der menschenlosen Weiten und Wälder entlang der Strecke.

Von Prince Ruppert bis zum Alaska Highway

Abendstimmung am See
Da muss ein Feuerchen sein
In Prince Ruppert decken wir uns mit Lebensmitteln für die nächsten Tage ein, wer weiss, wann der nächste grosse Supermarkt kommt. Langsam nähern wir uns ja den Gebieten, wo die Siedlungen weiter auseinander liegen. Nach einer Übernachtung an einem idyllischen See ausserhalb der Stadt geht es am nächsten Tag weiter nach Mezidian Junction. Wir geniessen die Fahrt auf dem landschaftlich beeindruckenden Yellowhead-Highway 16. Dieser führt uns über weite Strecken dem Skeena River entlang, welche zu den schönsten Panorama-Strecken von British Columbia gehört. Die morgendlichen Nebel verziehen sich bald und im weiteren Tagesverlauf  geniessen wir wiederum Sonne pur. Dann urplötzlich meldet unser "Vorfahrer" Roli per Funk, dass sie einen Bären gesichtet haben. Und tatsächlich, da hat der Geruch eines toten Elch, der zwischen Strasse und Bahnschiene liegt, wohl den Grizzly angezogen. Uns beachtet er kaum und wir schiessen die ersten Fotos dieses als eher gefährlich für Menschen eingestuften Bärenart. 
Unser 1. Grizzly, auch Braunbär genannt..
das Highlight des Tages





ein alter Totempfahl

und eine Holzkirche am Wegesrand


Der  schöne Campground zum Übernachten liegt am gleichnamigen See, wir stehen direkt am Wasser. Doch die ersten Mückenschwärme verderben uns ein wenig den Aufenthalt im Freien, ein rauchiges Feuer bringt ein wenig Erleichterung und wir können noch draussen essen. Gegen Abend verziehen wir uns aber bald ins Wohnmobil. Da es warm ist, bleiben die Fenster offen. Gegen Morgen wecken uns aber die Biester von Mücken schon wieder, wo kommen sie nur alle her trotz Mückengittern? Ein erster Vorgeschmack auf die zukünftigen Ziele im hohen Norden?
Am "Mückensee"

die Frauen beim Apero...

und beim Outdoor-Abwasch
Die Fahrt geht nun auf dem Stewart-Cassier Highway 37 weiter, in welchen wir noch am Vortag abgebogen waren. Tagesziel ist Stewart, bzw. Hyder, einem Abstecher von der 37 auf die 37 a. Wiederum eine landschaftlich wunderschöne Panoramastrecke, es hat wenig Verkehr. Seit wir wieder auf dem "Festland" sind, haben wir selten Telefonempfang, nicht mal in den Ortschaften. Mit der Aussenwelt kommuniziert man per Festnetz, wenn vorhanden, oder halt per Wifi/Internet über




Wir kommen auch noch am Bear Glacier vorbei


Die CH-Fahne auf dem Dach des Ladens erregt unsere Aufmerksamkeit


die Strasse zum Gletscher wird schlechter...
und hier müssen wir umkehren

Satelliten. In Stewart angekommen läuft uns schon der erste Schweizer über den Weg, bzw. spricht uns als Besitzer des Grocery-Ladens an. Er bietet kostenloses Internet und schnell checken wir unsere Mais. In groben Zügen erzählt er uns, dass es ihn in jungen Jahres als Mienenarbeiter hierher verschlagen hat (auch heute wird noch Silber, Gold und Kupfer abgebaut) und dann mit seiner Frau aus Genf hier hängen geblieben ist. Im Laden erstehen wir sogar Servelats aus der CH.

Selfie beim Salmon Gletscher

In Hyder kommen wir das 1. Mal nach Alaska

Es hat sogar eine Grenzstation, obwohl man mit dem Fahrzeug hier nicht mehr weiter kommt

In diesem originellen Bus gibts frischen Fisch
Markus beim Fish & Chips Essen aus dem Bus

Stewart liegt am Portlandkanal, einem Fjord, der weit ins Landesinnere  hineinreicht. Nun geht die Fahrt noch weitere 20 Kilometer auf der Schotterstrasse durch Hyder hinauf zum Salmon-Gletscher. Die Fahrt endet etwas verfrüht, weil die letzten Kilometer noch schneebedeckt sind. Es ist kühl und mückenfrei, aber sonnig. Wir geniessen die Aussicht auf den Gletscher und die Bergwelt. Man erkennt jedoch, dass auch hier die Gletscher nicht mehr ihre ursprüngliche Ausdehnung besitzen. Ein kurzer Zwischenstopp bei der eigentlichen Attraktion Hyder`s, dem Fish-Creek, dem "Bären-obachtungspunkt" muss natürlich auch sein, obwohl wir dafür fast zwei Monate im Jahr zu früh unterwegs sind. Die Bären kommen hierher zum Fluss, weil die Lachse hier flussaufwärts zu ihren Laichstätten ziehen und so zur leichten Beute für die Bären werden.








Zurück auf der 37 fahren wir am späten Nachmittag noch nach Bell 2, unserem Übernachtungsplatz. Wiederum haben wir grossen Glück und sehen nochmals einen Bären am Strassenrand, den wir ganz ruhig bei seiner Nahrungssuche beobachten dürfen. Wegen unserer späten Ankunft lassen wir heute die Küche kalt und essen im nahen Restaurant. Auch hier lassen uns die Mücken nicht in Ruhe und wir dichten unsere Mückengitter noch zusätzlich ab.

bin ich nicht ein putziges Kerlchen?
noch ein letzter Blick zurück und tschüss 
Wir fahren am nächsten Tag weiter auf dem Highway 37 Richtung Alsaka-Highway, welchen wir bei Watson lake erreichen werden. Doch vor uns liegt noch eine Tagesetappe von landschaftlich grandioser Schönheit. Wir fahren zwischen Coast Mountains im Westen und den Skeena Mountains im Osten. Die Gipfel sind meist noch schneebedeckt, was die Landschaft noch reizvoller macht. Der Reiseführer "verspricht" mit hoher Wahrscheinlichkeit Beobachtungen mit Wildtieren. Und tatsächlich, wieder dürfen wir Bären beobachten (wir sprechen schon von der täglichen Portion Bär).


Endlose Weiten Kanada`s

Im Boya Provincial State Park stehen wir direkt am See (mückenfrei!). Das türkisfarbene Wasser macht gluschtig auf einen ersten Schwumm in Kanada`s Seen. Uhh, noch kalt, geschätzte 16 Grad, aber als Erfrischung allemal super geeignet. Wir genießen bei Spaghetti bolo den Ausklang des Abends.






Aussicht aus dem "Küchenfenster" in der Abendstimmung
Spaghetti mit Aussicht

Über den Alaska- und Klondike Highway nach Skagway

Auf dem letzten Teilstück des Stewart-Cassier Highway Richtung Alaska Highway sehen wir über viele Kilometer hinweg die Überresten zweier verheerender Waldbrände aus den Jahren 2010 und 2011, verursacht durch Blitzschlag mit starken Winden. Die Strasse musste damals vorübergehend gesperrt werden.

Auf einer kleinen Wanderung
Überreste verbrannte Birkenwälder



Infotafel über die Waldbrände


Nach ca. 80 Kilometern erreichen wir den Alaska Highway, verlassen British Columbia und erreichen die kanadische Provinz Yukon Territorien. Yukon, Alaska Highway, Watson lake, Klondike, Skagway; wer hat sie nicht schon gehört, alle diese Namen, nur weiss man nicht so genau, wo man diese auf der Weltkarte "versorgen" soll. Irgendwo da oben im Norden Kanada`s oder Alaska`s. Nun fahren wir durch all diese Gebiete, geniessen Landschaft, Fauna und Flora und sind beeindruckt von der Geschichtsträchtigkeit dieser Namen. Wer hat nicht schon Geschichten über die Goldgräber und ihren Entbehrungen gehört? Nun fahren wir tatsächlich auf dem Klondike Highway südwärts, kommen an verlassenen Silberminen vorbei, fahren über den White Pass und stellen uns vor, wie hier die Schlangen der Stampeders, wie die Goldgräber und Abenteurer zu jener Zeit genannt wurden, die Bergwelt Richtung der Goldminen- und Felder weiter im Norden überwunden haben. Bestimmt eine entbehrungsreichere Zeit als wir heute haben.



Wir geniessen die wechselnde wunderbare Landschaft auf diesen zwei Tagen Fahrt Richtung Süden, nach Skagway. Daneben kreuzt immer mal wieder ein Bär am Wegesrand auf, wir kommen an glitzernden Bergseen, Dünen und verlassenen Minen vorbei, ein Stopp lohnte auch die Hängebrücke aus Stahl über den Skagway River, verbunden mit einer Ausstellung über die Geschichte der Goldsucher am Klondike.


Dünen bei Carcross



Verlassene $gold- und Silbermine am Tagish Lake
















Hier nimmt es jemand ganz genau beim Fotografieren

Skagway

Der Grenzübertritt von Kanada nach Alaska verläuft für uns problemlos, unsere Freunde allerdings müssen ein paar Lebensmittel abgeben, was vertretbar ist. 


In Sakgway angekommen, das uns an eine norwegische Stadt am hinteren Ende eines Fjords erinnert, buchen wir als Erstes die Fähre nach Haines für den übernächsten Tag und stellen unsere Wohnmobile auf dem hafen- und stadtnahen Campingplatz ab. Gegen teures Geld gibts hier Satelliten-Internet, kalte Duschen und das Hupkonzert der nahen Kreuzfahrtschiffe. Drei liegen gerade im Hafen bei unserer Ankunft. Ein Bummel durch die Strassen zeigt uns ein hübsches Städtchen. Die meisten Gebäude an der Haupt -(Einkaufs) Strasse, dm Broadway, stehen heute als Bestandteil des "Klondike Gold Rush National Historical Park" unter Denkmalschutz. Sie wurden restauriert und erhielten Vorderfronten im alten Stil.
Apero im legendären Red Onion Saloon


beim Bloggen

Kreuzfahrtssschiffe; wichtig für Skagways Tourismus







1 Kommentar:

  1. Liebe Judith und Markus,
    vielen Dank für den spannenden Reisebericht. Es ist interessant über den Blog mitzuerleben wie eure Reise abläuft.
    Viele Grüsse aus dem (derzeit) heissen Andelfingen
    Max und Uschi

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