Am 15. August verlassen wir die Niagara Fälle und reisen nach fast drei Monaten Kanada wieder in die USA, in den Bundesstaat New York ein. Der Grenzübertritt verläuft problemlos. Niemand will überprüfen, ob wir Holz oder Frischfleisch einführen - dabei hatte ich doch wieder mal den Kühlschrank geleert.
Wir fahren nun südostwärts. Geplant ist, über den Letchworth State Park und über die Region der Finger Lakes Richtung Pennsylvania (Staat)und dann in den Bundesstaat Maryland nach Baltimore zu fahren.
Der Letchworth State Park wird mit seinen Schluchten als Grand Canyon des Ostens angepriesen - etwas übertrieben, aber trotzdem allemal einen Besuch wert. Bei Ankunft teilt man uns gleich mit, dass es hoffnungslos sei, einen Campingplatz zu finden, es ist wieder mal Samstag! Das nette Personal im Visitor Center organisiert uns aber ausserhalb des Parks einen Übernachtungsplatz und so können wir tagsüber beruhigt die schönen Aussichtspunkte des Parks bestaunen (Was wohl? Schluchten mit Wasserfällen).
Übrigens, das Wetter ist heiss und schwül. Und wir werden ständig, wo wir auch anhalten, auf unser Wohnmobil angesprochen, woher? Wohin' Wir sind schon richtig gut, unsere in zwei Teilen absolvierte Panamericana-Reise (von insgesamt fast einem Jahr) in 3-4 Sätzen abzuhandeln! So auch auf dem "Four Winds" Campingplatz. Ein riesiger Campground in den Wäldern ausserhalb des Lethworth State Parks gelegen. Ein Gelände mit mehreren hundert Wohnmobilen, Anhängern und Zelten. Die Stimmung ist ausgelassen fröhlich, viele Familien und ganze Clans verbringen hier ein einfaches Wochenende in der Natur. Ein Mann (schon ziemlich betrunken) bringt uns einen Teller mit Essen (wir haben schon gegessen, wunderbare Würstchen vom Feuer). Wir müssten unbedingt amerikanisches Essen probieren, auf dem Teller hat es zwei Maiskolben (werden übrigens in der Gegend oft am Strassenrand verkauft), ein Grillwürstchen und Pommes. Wir sind gerührt, obwohl wir schon satt sind. Das Töchterchen bekommt von uns unser letztes Reisemitbringsel aus der Schweiz, eine Victorinoxkarte. Als es schon dunkel ist, klopft es nochmals (ich bin schon in Unterhosen), wir müssten natürlich auch noch amrikanischen Kuchen probieren. Er entschuldigt sich vielmals für die Störung, rundherum denkt noch niemand ans Schlafen, und auch gefeuert (bzw. geräucht) wird, was das Zeug hält. Wir sind müde und schlafen irgendwann trotz Hintergrundlärm ein.
Noch zu erwähnen ist, dass sich während dem Nachtessen eine 88-jährige quirlige, alleinreisende Amerikanerin in einem kleinen Bus (ähnlich einem Nini-Bus) zu uns an den Tisch gesetzt hat (ungefragt) und aus ihrem Leben erzählt hat. Wir erfuhren, dass sie 7 Kinder und 26 Enkelkinder hat, jetzt die erste Nacht in ihrem Gefährt vergingt und jetzt noch so spät im Leben ihren Heimatstaat New York erkunden will, nachdem sie die halbe Welt schon gesehen hat. Tolle Erlebnisse, kann man da nur sagen.
Am nächsten Tag fahren wir so richtig über Land, wir wollen an die Finger Lakes. Der erste Halt gilt Penn Yan. Hier soll es angeblich viele mennonitische Farmen geben. Und da heute Sonntag ist, würden viele mit ihren malerischen Kutschen zur Kirche fahren. Leider sind wir etwas zu spät dran, die Kirche ist schon aus und alle wohl pünktlich beim Mittagessen. Dafür begegnet uns Pat, ein Pensionär aus Penn Yan, welcher uns spontan einiges über die Region und die hier ansässigen Mennoniten erzählt. Er ist stolz auf sein antikes Auto, bei dem die Ladebrücke in wenigen Handgriffen in ein einfaches Übernachtungsfahrzeug verwandelt werden kann. Was es nicht alles gibt. Er zeigt uns sein Zuhause und bei einem Glas kühlen Fruchtsaft tauschen wir unsere Geschichten aus. Zudem hält uns das zweite Mal auf unserer Reise ein Polizeiauto an. Es läuft ab wie wir dies aus Filmen kennen. Zuerst fährt es hinter einem her, wenn man nicht reagiert, ertönt die Sirene (wie in unserem Fall). Dann muss man an den Strassenrand fahren, Motor abstellen und die Scheibe herunter drehen. Dann harrt man der Dinge, die da kommen. Der Reiseführer sagt, ja nicht hektisch im Handschuhfach hantieren, es könnte als Suche nach einer Waffe interpretiert werden). In unserem Fall kommt ein junger hübscher Officer und fragt uns, wem das Fahrzeug gehöre und dann weiter, woher? wohin? Wir spulen unsere Sätzchen ab und der Officer wünscht uns noch gute Weiterfahrt. Das wars. Das war übrigens das zweite Mal, dass wir angehalten wurden, das erste Mal in Ontario (damals ohne Sirene), und wir mussten mit einer Quittung beweisen, dass wir richtigen Diesel getankt hatte und kein Heizöl! Als ob wir als Touristen da ran kämen. Es war wohl eher die Neugierde und im 2. Fall Langeweile, die Grund für unser Anhalten war.
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Grosse Farmen am Wegesrand. |
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Viele Häuser sind beflaggt |
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Man sieht oft schöne Friedhöfe unterwegs |
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Pat`s Gefährt |
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Hier hinten drauf kann man schlafen |
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Im innern einer mennonititschen Kirche |
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Mennoniten-Friedhof |
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Pat`s Haus |
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Vorsicht Kutsche! |
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Wir kommen an den hübschen Seneca Lake |
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Und es ist so heiss, ein Bier muss her |